Tatort: Bochum Schauspielhaus
Vielleicht hätten sie ihn mir nicht ausgerechnet aufs Sofa packen sollen. Ich war schon ein bisschen erschrocken, als ich meinen Regisseur da so sitzen sah, die Beine gespreizt, das Kinn auf der Brust und mit einem kleinen runden Loch in der rechten Schläfe. Die Tüte mit den Steaks fiel mir aus der Hand.
Alessandro lachte.
»Eeeh, Giorgio, Überraschung! Du behältst deinen Job!« Alessandro klopfte meinem Regisseur auf die Schulter. Der Regisseur kippte zur Seite. Lorenzo schob ihn wieder in eine aufrechte Position, und ich hob die Tüte mit den Steaks auf. »Habt ihr ihn hier …?«
Nicht, dass es einen Unterschied machen würde, aber fragen konnte man ja mal.
Die beiden strahlten. Das war Antwort genug.
Es klingelte an der Wohnungstür, und ich ließ vor Schreck wieder die Steaks fallen. Durch den Spion sah ich einen Typen, Anfang zwanzig, in einem billigen Anzug, der ihm nicht richtig passte. Er nestelte an seiner Krawatte und probierte gut gelaunte Grimassen aus.
»Gehört der zu euch, äh, uns?«, fragte ich ins Wohnzimmer. Lorenzo und Alessandro kamen zur Tür und riskierten einen Blick. Der Regisseur kippte wieder zur Seite.
»Schick ihn weg«, sagte Lorenzo leise.
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Die Autorin:
Henrike Heiland arbeitete nach ihrem Studium der Neueren Englischen Literatur als Producerin für internationale TV-Koproduktionen bei KirchMedia in München. Heute lebt sie als freie Drehbuch- und Romanautorin in Hamburg. Von ihr wurden bereits über 100 Comedydrehbücher für Kinder und Jugendliche u.a. für das ZDF verfilmt. Im Mittelpunkt ihrer drei bisher erschienenen Kriminalromane »Späte Rache«, »Zum Töten nah« und »Blutsünde« stehen der Rostocker Hauptkommissar Erik Kemper und die Kriminalpsychologin Dr. Anne Wahlberg.
Foto: Andreas Biesenbach
Geschlossen
vor 11 Jahren
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